Planeten 9 und 10 – Was ist weit draußen in unserem Sonnensystem?

Seit Jahren rätseln Astronomen über die Existenz eines möglichen neunten Planeten im äußeren Sonnensystem, der weit jenseits der Umlaufbahn des Neptun seine Bahn ziehen könnte. Neue Analysen alter Infrarotdaten haben nun frischen Wind in die Diskussion gebracht. Forscher stießen in Archivmaterial des Weltraumteleskops WISE auf mehrere schwache Lichtpunkte, die nicht eindeutig bekannten Objekten zugeordnet werden konnten. Diese Signale könnten, so die Hypothese, auf ein oder sogar zwei bislang unbekannte Planeten hindeuten. Seit der Entdeckung ungewöhnlich ausgerichteter Bahnen transneptunischer Objekte gilt die Existenz eines massereichen Körpers als mögliche Erklärung. Der sogenannte „Planet 9“ wird in Modellen als Objekt von fünf bis zehn Erdmassen beschrieben, das in einem Abstand von mehreren hundert Astronomischen Einheiten um die Sonne kreist. Die neuen Lichtpunkte in den Daten könnten genau mit solchen Entfernungen korrespondieren. Allerdings ist der Nachweis äußerst schwierig, da ein so weit entfernter Planet nur extrem wenig Sonnenlicht reflektiert. Im Infrarotbereich, wo Wärmestrahlung detektiert wird, könnte er aber kurzzeitig aufblitzen, wenn die Empfindlichkeit des Instruments hoch genug ist. Das WISE-Teleskop hat zwischen 2010 und 2011 den gesamten Himmel im mittleren Infrarot abgetastet und liefert bis heute wertvolle Archivdaten. Durch den Vergleich mehrerer Aufnahmen über die Zeit lassen sich Objekte identifizieren, die sich vor dem Hintergrund der Fixsterne bewegen. Einige der neuen Punkte zeigen eine minimale, aber messbare Bewegung, was auf Objekte im Sonnensystem schließen lässt. Die Forscher schließen aus, dass es sich um bekannte Asteroiden oder ferne Galaxien handelt. Vielmehr sprechen Position und Helligkeit für Objekte, die mehrere Dutzend Erdmassen besitzen könnten. Besonders spannend ist, dass zwei Lichtquellen in unterschiedlichen Regionen des äußeren Sonnensystems liegen. Das lässt Spekulationen über einen möglichen „Planet 10“ aufkommen. Dieser wäre kleiner oder weiter entfernt als der postulierte Planet 9, aber ebenfalls gravitativ wirksam. Sollten beide real existieren, könnten sie erklären, warum viele transneptunische Objekte stark geneigte und exzentrische Bahnen zeigen. Zahlreiche Simulationen stützen inzwischen die Idee eines komplexen Systems jenseits des Kuipergürtels. Die Forscher betonen jedoch, dass die Lichtpunkte noch keine definitive Entdeckung darstellen. Staubreflexionen, instrumentelle Artefakte oder Hintergrundrauschen können ähnliche Signaturen erzeugen. Um Klarheit zu schaffen, planen mehrere Observatorien gezielte Nachbeobachtungen mit größeren Teleskopen. Besonders das Vera-Rubin-Observatorium in Chile dürfte ab 2026 in der Lage sein, derartige Objekte direkt zu identifizieren. Seine enorme Tiefenempfindlichkeit könnte schwache Lichtpunkte über Jahre hinweg verfolgen. Sollte sich die Bewegung bestätigen, wäre das ein entscheidender Hinweis auf die Existenz eines neuen Planeten. Auch das James-Webb-Teleskop könnte ergänzende Infrarotmessungen liefern, um Temperatur und Spektrum zu bestimmen. Die astronomische Gemeinschaft zeigt sich gespalten zwischen Skepsis und vorsichtigem Optimismus. Einige Experten verweisen darauf, dass bisher keine eindeutige Bewegung über längere Zeiträume dokumentiert wurde. Andere argumentieren, dass ein Planet in solcher Entfernung nur sehr langsam wandert und daher schwer zu erkennen ist. Die aktuellen Analysen stehen also noch am Anfang. Dennoch wäre eine Entdeckung gleich zweier neuer Planeten eine wissenschaftliche Sensation. Sie würde unser Verständnis der Entstehungsgeschichte des Sonnensystems grundlegend verändern. Man geht davon aus, dass solche Objekte Relikte der Frühphase der Planetenbildung sein könnten. Möglicherweise wurden sie durch gravitative Wechselwirkungen mit Jupiter und Saturn in die äußeren Regionen verdrängt. Sollten die Hinweise Bestand haben, würde das Sonnensystem nicht acht, sondern zehn vollwertige Planeten umfassen. Bis dahin bleibt Planet 9 – und vielleicht auch Planet 10 – ein faszinierendes Rätsel am Rand der bekannten Welt.
Hinweise auf „Planet 9“ und „Planet 10“ in Infrarotdaten
1. Einleitung und Kontext (Was ist das Problem?)
- Historischer Rückblick: Kurze Erläuterung der aktuellen Planeten-Definition und der Degradierung Plutos zum Zwergplaneten (aktuell acht Planeten).
- Das Rätsel der Transneptunischen Objekte (TNOs): Einführung in die anfängliche Hypothese von „Planet 9“. Erklärung der Bahnanomalien der Kuipergürtel-Objekte (Extreme Trans-Neptunian Objects, ETNOs), die auf den gravitativen Einfluss einer großen, unbekannten Masse hindeuten.
- Ziel der neuen Studie: Darlegung, wie die Forscher diese Hypothese mit einem neuen Ansatz – der Analyse alter Infrarot-Himmelsdurchmusterungen (z. B. IRAS/AKARI) über einen großen Zeitraum (z. B. 23 Jahre) – überprüfen wollten.
2. Methodik und Daten (Wie wurde geforscht?)
- Verwendete Datenquelle: Genaue Beschreibung der alten Infrarot-Satellitendaten (Wellenlängen, Auflösung, erfasster Zeitraum).
- Suchstrategie: Erläuterung, warum der große zeitliche Abstand zwischen den Aufnahmen (z. B. zwischen IRAS und AKARI) ideal ist, um nach sehr langsam bewegenden Objekten (wie fernen Planeten) zu suchen.
- Filterung und Kandidaten: Beschreibung des Prozesses der Datenbereinigung und wie aus Tausenden von Lichtpunkten eine kleine Anzahl von Kandidaten-Objekten extrahiert wurde (z. B. 13 Objekte, die auf eins eingegrenzt wurden).
3. Ergebnisse und Implikationen (Was wurde gefunden?)
- Die Lichtpunkte: Präsentation der Entdeckung von Lichtpunkten, die sich über den Himmel bewegt haben könnten.
- Abweichende Bahn: Wichtigster Befund: Die berechnete Position und Bahn des potenziellen Objekts (oder der Objekte) passt nicht zu den ursprünglichen Vorhersagen für den „Planet 9“ von Brown und Batygin.
- Schlussfolgerung „Planet 10“: Die Diskrepanz führt zur Überlegung, dass es sich um ein weiteres Objekt handeln könnte, was die Gesamtzahl der Planeten im Sonnensystem auf zehn erhöhen würde.
- Theoretische Eigenschaften: Angabe der geschätzten Masse (z. B. Vielfaches der Erdmasse, „Super-Erde“ oder „Mini-Neptun“) und der Entfernung des potenziellen Planeten.
4. Diskussion und Ausblick (Was bedeutet das?)
- Wissenschaftlicher Skeptizismus: Darstellung der Zweifel und Einwände anderer Experten (z. B. Möglichkeit von Messfehlern oder dass Bahnanomalien anders erklärt werden können).
- Die Lücke im Sonnensystem: Diskussion, dass die Existenz einer Super-Erde oder eines Mini-Neptun im äußeren Sonnensystem die Architektur unseres Systems „normaler“ machen würde, da dieser Planetentyp in anderen Sternsystemen häufig ist.
- Zukünftige Beobachtungen: Nennung des Vera C. Rubin Observatoriums (LSST) als entscheidendes Instrument, das in den nächsten Jahren in Betrieb geht und die notwendige Sensitivität besitzt, um einen neunten oder zehnten Planeten direkt zu identifizieren und die Hypothese zu belegen oder zu widerlegen.
Hinweise auf Planet 9 und Planet 10 (Zusammenfassung)
| Merkmal | Ursprüngliche Hypothese („Planet 9“) | Neue Hinweise (IRAS/AKARI-Lichtpunkte) | Implikation der neuen Funde |
| Beweisgrundlage | Gravitationsanomalien (gehäufte Bahnen) von TNOs im Kuipergürtel. | Lichtpunkte in alten Infrarot-Archivdaten (IRAS/AKARI) mit langsamer Eigenbewegung. | Könnten ein zweites Objekt sein („Planet 10“), da die Position von „Planet 9“ abweicht. |
| Verwendete Daten | Numerische Simulationen der Umlaufbahnen. | Rohdaten von Weltraumteleskopen, die die Wärmeabstrahlung ferner Objekte messen. | Die Methode ist geeignet, um lichtschwache, kalte Objekte zu detektieren. |
| Geschätzte Masse | 5 bis 10 Erdmassen. | Vermutlich ähnlich: Eine Super-Erde oder ein Mini-Neptun. | Die Existenz eines solchen Planetentyps wird wahrscheinlicher. |
| Geschätzte Position | Eine spezifische, extrem elliptische und geneigte Umlaufbahn (vom Sonnenzentrum abgeleitet). | Die Lichtpunkte stimmen nicht mit der Vorhersage des ursprünglichen „Planet 9“ überein. | Es gibt möglicherweise zwei oder mehr große, unentdeckte Körper im äußeren Sonnensystem. |
| Status | Indizien (indirekt), aber kein direkter Beweis durch Beobachtung. | Kandidaten für reale Himmelskörper, müssen noch durch optische Teleskope bestätigt werden. | Die Suche wird erweitert und fokussiert nun auf mehrere mögliche Ziele. |
| Aussicht | Bestätigung oder Widerlegung durch Vera C. Rubin Observatorium (LSST). | Das Rubin Observatorium soll die Kandidaten direkt abbilden und ihre Bahnen berechnen. | Klärung der Struktur des Sonnensystems in den nächsten Jahren erwartet. |






