Der Trifidnebel – Geburt junger Sterne im Schützen
Der Trifidnebel ist eines der faszinierendsten astronomischen Objekte am Sommerhimmel der nördlichen Hemisphäre. Er liegt im Sternbild Schütze und ist etwa 5.200 Lichtjahre von der Erde entfernt. Sein Name leitet sich vom lateinischen „trifidus“ ab, was „dreigeteilt“ bedeutet, da der Nebel durch dunkle Staubstreifen in drei auffällige Segmente geteilt erscheint. Der Trifidnebel ist sowohl ein Emission- als auch ein Reflexionsnebel, was ihn besonders farbenprächtig macht. Die rötliche Farbe stammt von ionisiertem Wasserstoffgas, das von jungen, heißen Sternen angeregt wird. Blau reflektiertes Licht zeigt Bereiche, in denen Staub das Licht nahegelegener Sterne streut. Im Zentrum des Nebels befindet sich ein Cluster junger Sterne, der die Umgebung stark beeinflusst. Diese jungen Sterne haben noch nicht ihre Hauptreihe vollständig erreicht. Die dunklen Staubstreifen scheinen den Nebel optisch zu „dritteln“. Diese Staubfilamente bestehen aus kühlen Molekülen, die Sternenlicht absorbieren. Trifid ist ein aktives Sternentstehungsgebiet, in dem neue Sterne gerade geboren werden. In der Umgebung entstehen Protosterne, die durch Akkretion aus Gas- und Staubwolken wachsen. Astronomen beobachten den Trifidnebel oft im Infrarotbereich, um die eingebetteten jungen Sterne zu erkennen. Das Nebelgebiet ist relativ kompakt, mit einem Durchmesser von etwa 40 Lichtjahren. Trotz seiner Entfernung ist er mit kleinen Teleskopen als farbenprächtiger Nebel sichtbar. Mit größeren Teleskopen lassen sich die Strukturen der Staubbänder und die Helligkeitsunterschiede detailliert studieren. Der Trifidnebel steht oft in direkter Nähe zum Lagunenebel, was ihn zu einem beliebten Ziel für Astrofotografen macht. Der Nebel ist dynamisch und zeigt Sternwinde, die Gas und Staub formen. Röntgen- und Radiobeobachtungen zeigen interstellare Schockfronten in seiner Umgebung. Die Helligkeit des Nebels beträgt etwa 6,3 mag, was ihn gerade noch mit bloßem Auge unter sehr dunklem Himmel sichtbar macht. Die Reflexionsbereiche erscheinen bläulich, da kurzwelliges Licht stärker gestreut wird. Der Nebel gehört zu den klassischen Objekten des Messier-Katalogs. Seine Entdeckung wird Charles Messier im Jahr 1764 zugeschrieben. Spätere Beobachtungen durch William Herschel bestätigten die komplexe Struktur des Nebels. Heute ist der Trifidnebel ein beliebtes Studienobjekt für die Forschung zur Sternentstehung. Wissenschaftler analysieren die chemische Zusammensetzung der Gaswolken, insbesondere Wasserstoff, Helium und kleine Mengen schwererer Elemente. Diese chemische Vielfalt gibt Hinweise auf frühere Sternengenerationen. Die Staubfilamente enthalten auch komplexe organische Moleküle, die als Bausteine für planetare Systeme gelten könnten. Im Zentrum befindet sich ein offener Sternhaufen mit etwa einer Handvoll sehr junger Sterne. Der Nebel selbst ist ungefähr 300.000 Jahre alt, was für astronomische Maßstäbe extrem jung ist. Seine Form verändert sich ständig durch Strahlungsdruck und Sternwinde. Trifid ist ein klassisches Beispiel dafür, wie Emissions-, Reflexions- und Dunkelnebel koexistieren können. Astrofotografen lieben den Kontrast zwischen rötlichen Emissionsbereichen und blauen Reflexionspartien. Hubble-Aufnahmen zeigen filigrane Strukturen, die auf dichte Staubklumpen und protostellare Jets hinweisen. Der Trifidnebel bleibt ein faszinierendes Objekt für Amateur- und Profiastronomen gleichermaßen. Sein visuelles Spektakel und wissenschaftlicher Wert machen ihn zu einem der bekanntesten Nebel unserer Milchstraße.
Der Trifidnebel in den Farben der Hubble-Farbpalette
Der Trifidnebel (M20) zeigt sich in Hubble-Aufnahmen in einer spektakulären Farbvielfalt. Die Hubble-Farbpalette kombiniert Licht von verschiedenen Emissionslinien zu einem farblich anschaulichen Bild. Rötliche Bereiche entstehen durch ionisiertes Wasserstoffgas (Hα), das stark leuchtet. Grüne Töne stammen häufig von Sauerstoff-II-Emissionen, die hochenergetische Prozesse anzeigen. Blaue Reflexionsnebel zeigen das gestreute Licht junger Sterne. Die Staubbänder erscheinen in dunklen Schatten und heben die charakteristische „drei-geteilte“ Struktur hervor. Durch diese Farbzuordnung lassen sich physikalische Prozesse besser sichtbar machen. Die hellsten Regionen markieren die aktivsten Sternentstehungsgebiete. Protosterne innerhalb der Nebelwolken sind oft von rötlichen Gashüllen umgeben. Hubble-Bilder enthüllen feine filigrane Strukturen im Gas und Staub, die mit bodengebundenen Teleskopen kaum sichtbar sind. Die Farben sind nicht exakt das, was das menschliche Auge sehen würde, sondern visualisieren verschiedene Elemente. Diese Methode ermöglicht Astronomen, chemische Zusammensetzung und Bewegungen innerhalb des Nebels zu analysieren. Die Hubble-Farbbilder zeigen auch Jets und Schockfronten junger Sterne. Das Zusammenspiel von Licht, Gas und Staub macht den Trifidnebel zu einem faszinierenden Studienobjekt. Insgesamt zeigt die Hubble-Palette den Trifidnebel in einem leuchtenden kosmischen Spektrum aus Rot, Grün und Blau.
Wichtige Daten
| Merkmal | Wert | Anmerkung |
| Katalogbezeichnungen | M 20, NGC 6514 | Messier-Katalog, New General Catalogue |
| Objekttyp | Emissions- und Reflexionsnebel | Emissionsnebel (rot) leuchtet selbst; Reflexionsnebel (blau) reflektiert Sternenlicht. |
| Sternbild | Schütze (Sagittarius) | |
| Entfernung | ca. 5.200 Lichtjahre (Lj) | Man findet in einigen älteren Quellen auch 2.660 Lj. |
| Scheinbare Helligkeit | ca. 6,3 bis 9,0 mag | Relativ hell, aber aufgrund seiner geringen Höhe in Mitteleuropa schwierig zu beobachten. |
| Winkelausdehnung | ca. 28 Bogenminuten (28′) | Entspricht etwa dem Durchmesser des Vollmonds. |
| Physikalische Ausdehnung | ca. 40 Lichtjahre | Geschätzter tatsächlicher Durchmesser. |
| Namensherkunft | trifidus (lat. „dreigeteilt“) | Dunkle Staubwolke (Barnard 85) spaltet den leuchtenden Nebel in drei Teile. |
| Zentraler Stern | HD 164492 | Heißer O7-Stern, der den Emissionsnebel zur Fluoreszenz anregt (ionisiert). |
| Entdeckung | Charles Messier | Entdeckt am 5. Juni 1764. |








