Mondmissionen weltweit – Staaten und Firmen im Wettlauf

Der Mond erlebt derzeit eine Renaissance der Raumfahrtaktivitäten, die an die Euphorie der 1960er Jahre erinnert. Nachdem er jahrzehntelang im Schatten anderer Projekte stand, ist er heute wieder das zentrale Ziel zahlreicher Nationen. Die Vereinigten Staaten, China, Indien, Russland, Japan und Europa konkurrieren und kooperieren zugleich in einem neuen Wettlauf um wissenschaftliche Erkenntnisse und geopolitischen Einfluss. Der Mond gilt als Testgelände für künftige Missionen zum Mars und als möglicher Standort für Rohstoffgewinnung und Energieproduktion. Besonders das Vorkommen von Wassereis am Südpol weckt das Interesse vieler Raumfahrtagenturen.

Die USA verfolgen mit dem Artemis-Programm die ambitioniertesten Pläne. Nach dem erfolgreichen Testflug von Artemis I im Jahr 2022 soll Artemis II erstmals seit 1972 wieder Menschen in eine Mondumlaufbahn bringen. Mit Artemis III plant die NASA die erste bemannte Landung seit über 50 Jahren, diesmal am Südpol des Mondes. Dabei sollen erstmals eine Frau und eine Person nicht-weißer Hautfarbe den Mond betreten. Unterstützt wird die NASA von privaten Partnern wie SpaceX, Blue Origin und Astrobotic. Das langfristige Ziel der Amerikaner ist die Errichtung einer dauerhaften Basis und einer Raumstation namens Lunar Gateway im Mondorbit.

China verfolgt parallel dazu ein ehrgeiziges Programm unter dem Namen Chang’e, benannt nach der chinesischen Mondgöttin. Mit Chang’e 4 gelang 2019 die erste Landung auf der Mondrückseite – eine weltweite Premiere. Chang’e 5 brachte 2020 erstmals seit Jahrzehnten wieder Mondgestein zur Erde zurück. 2024 folgte Chang’e 6, die erfolgreich Proben von der Rückseite sammelte. In den kommenden Jahren sollen Chang’e 7 und 8 den Südpol erforschen und Bautechnologien für eine künftige Mondbasis testen. Zusammen mit Russland plant China den Aufbau einer International Lunar Research Station (ILRS), die in den 2030er Jahren bemannt werden könnte.

Russland möchte an seine historischen Erfolge der Luna-Ära anknüpfen. Zwar scheiterte die Mission Luna 25 im Jahr 2023 bei der Landung, doch Roskosmos arbeitet an Nachfolgemissionen. Luna 26 soll als Orbiter dienen, während Luna 27 eine präzise Landung und Bohrungen am Südpol durchführen soll. Russland setzt dabei zunehmend auf Zusammenarbeit mit China, nachdem die Kooperation mit der NASA politisch beendet wurde.

Indien hat sich als neue Raumfahrtnation etabliert und mit Chandrayaan-3 im Jahr 2023 einen Meilenstein erreicht. Die Landung nahe des Südpols machte Indien zum vierten Land mit erfolgreicher Mondlandung. Schon Chandrayaan-1 hatte 2008 Spuren von Wasser auf dem Mond entdeckt, während Chandrayaan-2 mit seinem Orbiter weiterhin wertvolle Daten liefert. Künftige indische Missionen sollen Proben zur Erde zurückbringen und eine Beteiligung an internationalen Mondprojekten vorbereiten.

Japan verfolgt mit seiner Weltraumagentur JAXA hochpräzise technologische Ziele. Mit der Mission SLIM gelang Anfang 2024 die bisher genaueste Landung in der Nähe des Kraters Shioli. Japan arbeitet zudem mit Indien an der LUPEX-Mission, die nach Wassereis am Südpol suchen soll. In Kooperation mit den USA und der ESA will Japan künftig logistische Unterstützung für das Artemis-Programm leisten.

Auch die Europäische Raumfahrtagentur ESA beteiligt sich aktiv an der Erforschung des Mondes. Sie liefert das Servicemodul für das Orion-Raumschiff der NASA und ist Partner beim Bau der Lunar Gateway-Station. Darüber hinaus entwickelt sie den European Large Logistics Lander (EL3), der Material und Instrumente zum Mond transportieren soll. Langfristig verfolgt die ESA die Vision eines internationalen „Moon Village“, in dem Wissenschaftler verschiedener Nationen zusammenarbeiten.

Südkorea hat sich mit der Mission Danuri 2022 erstmals in die Mondforschung eingereiht. Der Orbiter kartiert die Oberfläche, sucht nach Landeplätzen und liefert Kommunikationsdaten für andere Missionen. Bis Ende der 2020er Jahre plant das Land einen eigenen Lander.

Auch kleinere Raumfahrtnationen wie die Vereinigten Arabischen Emirate haben ehrgeizige Pläne. Nach ihrer erfolgreichen Marsmission entwickeln sie gemeinsam mit Japan den Rover Rashid-2, der 2026 auf dem Mond landen soll. Die Emirate streben langfristig eine Rolle als Technologiepartner in internationalen Programmen an.

Private Unternehmen spielen in dieser neuen Ära eine immer größere Rolle. SpaceX entwickelt die gigantische Starship-Rakete, die für Artemis III als Landefähre dienen soll. Blue Origin plant mit „Blue Moon“ ein eigenes Landemodul, während Astrobotic und Intuitive Machines im Auftrag der NASA Nutzlasten zum Mond bringen. Diese Kommerzialisierung eröffnet neue Wege der Kooperation zwischen Staat und Privatwirtschaft.

Insgesamt erleben wir den Beginn einer zweiten Mondära, in der wissenschaftliche Forschung, technologische Innovation und wirtschaftliche Interessen eng miteinander verknüpft sind. Der Mond ist nicht mehr nur ein Ziel der Erforschung, sondern ein zukünftiger Standort menschlicher Aktivität. Seine Nähe zur Erde, seine Rohstoffe und sein wissenschaftlicher Wert machen ihn zu einem Schlüsselobjekt für die Raumfahrt des 21. Jahrhunderts. Die kommenden Jahrzehnte werden entscheiden, welche Nation oder Gemeinschaft den nächsten großen Schritt im All setzt. Der Mond wird damit erneut zum Symbol des menschlichen Forschergeistes und zum Ausgangspunkt für die Reise weiter ins Sonnensystem.

Die Programme der einzelnen Staaten

1. Vereinigte Staaten und private Raumfahrtunternehmen

Die USA führen mit ihrem Artemis-Programm die neue Ära der Mondforschung an.
Artemis I (2022) war ein erfolgreicher unbemannter Testflug des Orion-Raumschiffs, das den Mond umkreiste.
Artemis II soll 2026 erstmals wieder Astronauten in eine Mondumlaufbahn bringen, während Artemis III 2028 die erste bemannte Landung seit Apollo 17 plant.
Dabei sollen erstmals eine Frau und eine Person nicht-weißer Hautfarbe den Mond betreten.
Langfristig sollen die Lunar Gateway Raumstation im Mondorbit und Basiscamps am Südpol entstehen, wo Wassereis als Ressource genutzt werden kann.
Private Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle: SpaceX entwickelt die Starship-Rakete, Blue Origin arbeitet am Landemodul „Blue Moon“, und Astrobotic sowie Intuitive Machines liefern wissenschaftliche Nutzlasten über das CLPS-Programm.
Die Kombination aus staatlicher und privater Raumfahrt ermöglicht kostengünstige, flexible und innovative Missionen.
Ziel ist eine dauerhafte menschliche Präsenz auf dem Mond als Sprungbrett für die Erforschung des Mars.

2. China (CNSA)

China verfolgt mit dem Chang’e-Programm ehrgeizige und langfristige Ziele.
Chang’e 4 (2019) war die erste Mission, die erfolgreich auf der Rückseite des Mondes landete.
Chang’e 5 (2020) brachte 1,7 kg Mondgestein zur Erde zurück – die erste Rückführung seit 1976.
Chang’e 6 sammelte 2024 erstmals Proben von der Rückseite.
Mit Chang’e 7 und 8 sollen ab 2026 neue Technologien für den Aufbau einer Mondbasis getestet werden.
Die Region am Südpol steht dabei im Mittelpunkt wegen ihrer Wassereisvorkommen.
Gemeinsam mit Russland plant China die International Lunar Research Station (ILRS).
Das Projekt soll ab 2030 zunächst robotisch, später bemannt betrieben werden.

3. Russland (Roskosmos)

Russland knüpft an seine historische Luna-Serie an, die in den 1960er-Jahren begann.
Nach jahrzehntelanger Pause startete 2023 Luna 25, scheiterte jedoch bei der Landung.
Trotzdem arbeitet Roskosmos an Luna 26 (Orbiter) und Luna 27 (Lander) weiter.
Beide Missionen sollen die Oberfläche und das Eis am Südpol untersuchen.
Russland ist Partner beim chinesisch-russischen ILRS-Projekt.
Die Kooperation mit der NASA im Artemis-Programm wurde politisch beendet.
Eine bemannte Mondmission wird frühestens in den 2030er-Jahren erwartet.
Der Fokus liegt auf wissenschaftlicher Forschung und geopolitischer Präsenz.

4. Indien (ISRO)

Indien hat sich mit der Chandrayaan-Serie als ernstzunehmende Raumfahrtnation etabliert.
Chandrayaan 1 (2008) entdeckte erstmals eindeutige Spuren von Wasser auf dem Mond.
Chandrayaan 2 (2019) erreichte den Orbit, der Lander scheiterte jedoch.
Mit Chandrayaan 3 gelang 2023 eine erfolgreiche Landung nahe dem Südpol.
Damit wurde Indien das vierte Land mit einer weichen Mondlandung.
Der Rover „Pragyan“ untersuchte die chemische Zusammensetzung des Bodens.
Chandrayaan 4 ist für eine Probenrückführung zur Erde geplant.
Indien plant zudem die Beteiligung an internationalen Mondbasen.

5. Japan (JAXA)

Japan setzt auf Präzision und internationale Kooperation.
Mit der Mission SLIM (2024) gelang die bisher genaueste Landung auf dem Mond.
Der Lander traf punktgenau in der Nähe des Kraters Shioli ein.
Gemeinsam mit Indien entwickelt JAXA die LUPEX-Mission, die Wasser am Südpol nachweist.
Japan baut autonome Rover für logistische Aufgaben auf dem Mond.
Das Land ist Partner beim Aufbau der Lunar Gateway Station der NASA.
Technologische Systeme und Infrastruktur für internationale Missionen stehen im Fokus.
Ziel ist die Vorbereitung für zukünftige bemannte Missionen.

6. Europäische Raumfahrtagentur (ESA)

Die ESA koordiniert Europas Beitrag zur globalen Mondforschung.
Sie liefert das Servicemodul für das NASA-Orion-Raumschiff.
Die ESA beteiligt sich am Aufbau der Lunar Gateway Station im Mondorbit.
Projekte wie HERACLES und EL3 (European Large Logistics Lander) sollen Material und Instrumente transportieren.
Diese Missionen erfolgen in Kooperation mit Kanada und Japan.
Langfristig verfolgt die ESA das Konzept des Moon Village als internationales Forschungszentrum.
Nachhaltigkeit und wissenschaftlicher Austausch stehen im Vordergrund.
Die ESA sieht den Mond als Sprungbrett für künftige Marsmissionen.

7. Südkorea (KARI)

Südkorea trat 2022 mit der Mission Danuri in die Mondforschung ein.
Der Orbiter erstellt hochauflösende Karten der Mondoberfläche.
Er dient auch als Kommunikationsplattform für andere Missionen.
Südkorea plant einen eigenen Lander für die späten 2020er Jahre.
Die KARI arbeitet eng mit der NASA zusammen.
Die Mission dient als Sprungbrett für größere Projekte im Sonnensystem.
Ziel ist der Erwerb von Expertise in Landetechnik und Navigation.
Damit etabliert sich Südkorea als technologisch fortschrittlicher Akteur in Asien.

8. Vereinigte Arabische Emirate (VAE)

Die VAE bauen ihr Raumfahrtprogramm schnell und ambitioniert aus.
Nach der Marsmission „Hope“ richtet sich der Fokus nun auf den Mond.
Der Rashid-2-Rover wird gemeinsam mit Japan entwickelt und soll bis 2026 starten.
Ziel ist die Analyse von Mondstaub und Bodenproben.
Die Emirate wollen technologische Kompetenz und wissenschaftliche Erfahrung erweitern.
Sie streben eine enge Kooperation mit der NASA und dem Artemis-Programm an.
Der Mond dient als Testfeld für zukünftige Marsmissionen.
Langfristig sollen die VAE als Weltraumnation im Nahen Osten etabliert werden.

Mondprogramme der Länder und Raumfahrtagenturen

Land/OrganisationProgramm/MissionHauptziel(e)Geplanter Zeithorizont
USA (NASA)Artemis-ProgrammRückkehr von Menschen zum Mond (erste Frau und nächste Mann), Errichtung eines dauerhaften Basislagers (Lunar Gateway), Vorbereitung von Mars-Missionen.Artemis II: Mondumrundung (bemannt) (2026); Artemis III: Bemannte Mondlandung (Mitte 2027); Etablierung einer langfristigen Präsenz (danach).
China (CNSA)Chang’e-ProgrammSammlung von Bodenproben (unbemannt, z.B. Chang’e 7 für 2026), Erforschung des Südpols, bemannte Mondlandung und Aufbau einer wissenschaftlichen Station.Bemannte Mondlandung bis 2030.
Europa (ESA)Beteiligung am Artemis-ProgrammBereitstellung des Europäischen Servicemoduls (ESM) für das Orion-Raumschiff, drei Flüge für europäische Astronauten (Artemis 4, 5 und ein weiterer).Erste Astronautenflüge vor 2030. Entwicklung der neuen Trägerrakete Ariane 6.
Indien (ISRO)Chandrayaan-ProgrammUnbemannte Probenrückführmissionen, bemannte Raumfahrt, Sondenerkundung von Mars und Venus.Chandrayaan-4: Probenrückkehr zur Erde (2028); Indische Astronauten auf dem Mond bis 2040.
Japan (JAXA)SLIM & MMXGenaue Landetechnologien demonstrieren (SLIM erfolgreich gelandet); Erkundungsmission zu den Mars-Monden Phobos und Deimos (MMX) zur Probenentnahme; Beteiligung am Artemis-Programm.MMX-Start 2026/27. Bringen eigener Astronauten zum Mond (langfristiges Ziel).
Russland (Roskosmos)Luna-ProgrammFokus auf unbemannte Sonden (z.B. Luna 25), Entwicklung neuer Trägerraketen.Langfristige Pläne (genauere Zeithorizonte oft unklar oder werden angepasst).
VAE (Vereinigte Arabische Emirate)Langfristige PläneRobotermission zum Mond, Mission zum Asteroidengürtel.Landeroboter zum Mond bis 2032.

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