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Nikolaus Kopernikus

Nikolaus Kopernikus

Portrait aus Rathaus in Thorn - 1580

Nicolaus Copernicus, geb. zu Thorn 19. Februar 1473, † zu Frauenburg am 24. Mai 1543. Für den Geburtstag am 19. Februar hat der erste Biograph Gassendi sich entschieden, während der Italiener Iunctinus in einem Calendarium astrologicum den 19. Januar 1472 als Geburtstag nennt, eine Angabe, die Maestlin, Kepler’s berühmter Lehrer, als falsch bezeichnet und dafür den 19. Febr. 1473 substituirt. In einer Anmerkung zu dem von Maestlin besorgten Abdruck der „Narratio prima“ von G. J. Rheticus p. heißt es: „Nicolaum Copernicum natum referunt a. 1473 die 19. Febr. hora IV scrupuli XLVIII p. m. die Veneris ante Cathedram Petri.“

Dieselbe Angabe hat auch ein jüngerer Zeitgenosse von C., Paul Eber, der Freund Melanchthon’s. Auch der Todestag ist verschieden angegeben, Maestlin spricht von dem 19. Januar, von anderer Seite wird der 7. Mai genannt, weil ein Coadjutor sich unter diesem Datum um die Domherrnstelle bewirbt, Giese gibt den 24. Mai an, welches Datum Professor Prowe als den wahrscheinlichen Todestag bezeichnet. Der Vater des C., Niklas Koppernigk, wird seinem Berufe nach bald als Wundarzt, bald als Bäcker, Schmied, Kaufmann angegeben und siedelte wahrscheinlich 1462 von Krakau nach Thorn über, wo ihm bald das Bürgerrecht ertheilt wurde. C. war von 1465–1483 Schöppe der Stadt Thorn, und da sein Name unter den Schöppen nicht später vorkommt, hat man angenommen, daß er 1483 gestorben sei. In Thorner städtischen Manuscripten kommt jedoch der Name Köpernick schon in den Jahren 1398, 1400, 1422, 1459 vor; im letztem Jahre erscheint der Vater unseres C. als Bevollmächtigter eines Danziger Bürgers vor dem Gericht der Altstadt Thorn. Der Name wird aber nach damaliger Art sehr verschieden geschrieben: die Varianten Koppernigk, Coppernik, Coppernig, Koppernik, Koppernick, außerdem statt des e sehr oft ein i, z. B. Koppirnick, find die häufigsten. Ursprünglich findet sich der Name Coppernik in Mähren, Böhmen, Schlesien schon im 13. Jahrhundert als Ortsname, 1383 und 1391 werden in Breslauer und böhmischen Archiven die Namen „von Köppernick“ und „Ulricus de Koprnik“ genannt. C. erwähnt niemals dieser adelichen Vorfahren. Die Köppernicks wanderten in Krakau ein und der Name wird 1396, 1433, 1434, 1438 in Krakauer, der Name Niklos Koppernik 1448 in Danziger Archiven, 1469 als Thorner Bürger in den Warschauer Archiven erwähnt.

Copernicus’ Mutter war Barbara Watzelrode; die Schreibweisen auch dieses Namens sind sehr verschieden. Die Watzelrode gehörten zu den ältesten und edelsten Geschlechtern Thorns und haben sich 1m Rathe der Altstadt Thorn lange Zeit erhalten. Von Barbara Watzelrode weiß man weder das Geburts- noch Todesjahr, noch das Jahr ihrer Vermählung; sie soll eine Stiefschwester und einen Stiefbruder Hans Peckaw, der 1483 die Würde eines königl. Burggrafen bekleidete, gehabt haben. Außerdem hatte sie einen Bruder Lucas, der Domherr in Frauenburg war. 1489 zum Bischof von Ermland gewählt wurde und am 29. März 1512 starb.

Nach einer vorhandenen Danziger Stammtafel war Nicolaus das jüngste von vier Geschwistern. Der älteste Bruder Andreas, der auch in Bologna und Rom [462]war und ebenfalls Domherr in Frauenburg gewesen ist, erkrankte 1508 und wurde wegen seiner Krankheit (Aussatz) 1512 von jeder Gemeinschaft ausgeschlossen. Sein Name kommt zuletzt 1518 in den Frauenburger Archiven vor. Außerdem hatte C. zwei Schwestern, von denen die ältere Barbara Aebtissin im Kulmer Kloster wurde und die jüngere Katharina sich nach Krakau an Barthel Gärtner verheirathete. Nach einer Thorner Stammtafel dagegen wird nur ein Bruder Georg aufgeführt, nach einer andern Nachricht drei Brüder Martin, Georg, Andreas und eine Schwester.

In Betreff der Vaterstadt Thorn mag noch erwähnt werden, daß ihre von Hermann Balk auf 1231 gesetzte Gründung auch noch streitig ist. Das Land im Osten war bis zum Anfange des 13. Jahrhunderts heidnisch, da drang der deutsche Orden vor und seit 1283 war Preußen Staat des Deutschen Ordens. Thorn wurde 1263 Glied der Hansa, 1410 und 1439 von den Polen, deren Staat unter den Jagellonen von 1356–1572 ein Gebiet bis zu 21000 Quadratmeilen umfaßte, vergeblich belagert. Thorn empörte sich 1454 gegen die Uebergriffe des Deutschen Ordens, ergab sich an Casimir von Polen und kam im Frieden 1466 an Polen, nahm 1557 die lutherische Lehre an und fiel 1793 bei der letzten Theilung Polens an Preußen. Thorn hatte zur Zeit der Herrschaft des deutschen Ordens einen scharf ausgeprägten deutschen Charakter erhalten und bewahrte ihn, indem die Stadtbeamten, der Rath und die Bürgermeister in der Regel aus deutschen Bürgern gewählt wurden.

C. hat in seiner Jugend wahrscheinlich die Schule seiner Vaterstadt besucht, obwol es an sichern Nachrichten darüber fehlt, und soll nach dem Tode seines Vaters in die Obhut seines Onkels, des Domherrn Watzelrode, gekommen sein. Wol wegen verwandtschaftlicher Beziehung bezog er die Jagellonische Universität in Krakau, wo er als Nicolaus Nicolai de Thuronia im J. 1491 inscribirt ist. Sein Hauptstudium war Medicin, zugleich aber beschäftigte er sich mit alten Sprachen, Philosophie, Mathematik und Astronomie und fand in den letzten Fächern, wahrscheinlich in Szadek und Szamoduli, vielleicht auch in dem gelehrten Albert Brudzewski, der als Mathematiker und Astronom bekannt ist, doch während der ganzen Studienzeit des C. von 1491–1494 nur philosophische Vorlesungen über Aristoteles gehalten hat, seine Lehrer. Mit großer Bewunderung wurden damals die Namen Peurbach und Regiomontanus (der als Professor der Astronomie und Mathematik freilich schon im dritten Lebensjahre des C. gestorben war) genannt. Aus den Werken dieser Männer wurde auf allen Universitäten gelehrt und da während der Studienzeit des C. in Europa die Kunde von der Entdeckung des Columbus eintraf, war es natürlich, daß ein für die astronomischen Wissenschaften glühender Jüngling zu eifrigstem Studium dieser Fächer angeregt wurde. Er beschäftigte sich auch noch mit Zeichnen und Malen; mit der Theorie der Perspective und hat später auf seinen Reisen vielfach gezeichnet. Im 22. Lebensjahre verließ C. die Universität und kehrte in seine Heimath Thorn zurück, hielt sich jedoch nur kurze Zeit dort auf und wandte sich zu seiner weitern Ausbildung im J. 1496 nach Jtalien, dem Lande, in welchem damals Kunst und Wissenschaft in hoher Blüthe standen; er wurde (s. Malagola’s Untersuchungen) im Herbst 1496 für das Studium des canonischen Rechtecks in der deutschen Nation inscribirt, der auch sein Onkel Watzelrode von 1470 bis 1473 angehört hatte.

Er hörte bei Urceo Credo griechische Sprache und wahrscheinlich bei Scipio Ferro Mathematik und saß zu den Füßen des Dominicus Maria Novera, der mit großem Beifall Astronomie lehrte und dem er nicht nur Schüler, sondern auch Gehülfe bei seinen Beobachtungen war. 1497 wurde er durch den Einfluß seines Onkels schon Domherr, 1498 kam sein Bruder Andreas, der Ende des Jahres auch Domherr war, nach Bologna und [463]wurde in gleicher Weise als er matriculirt. Beide Brüder wurden 1499 mehrfach durch Propst Georgius – Georg Wedberg von der Insel Oesel – aus Geldverlegenheiten gerettet und gingen im Herbst 1500, wahrscheinlich im September, nach Rom, wo Nic. C. Vorlesungen über Mathematik und Astronomie hält, große Auszeichnung genießt und dem gelehrten Regiomontan ebenbürtig zur Seite gestellt wird. Nach Paduaner Archiven war er 1499 in Padua, trug sich in das Album der „natio Polona“ ein und erwirbt sich den Grad eines Doctor medicinae.

Quelle: Wikisource, Freier Text, Bild Public Domain.


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