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Der Klimawandel beeinflusst zunehmend die globalen Luftströmungen

Der Klimawandel beeinflusst zunehmend die globalen Luftströmungen – insbesondere den Jetstream, also die bandförmigen Starkwinde in der oberen Troposphäre, die das Wettergeschehen auf der Nordhalbkugel (und auch auf der Südhalbkugel) maßgeblich bestimmen. Eine der auffälligsten Folgen ist das häufigere Auftreten sogenannter blockierter Wetterlagen, auch als atmosphärische Blockaden bekannt.


Was bedeutet „blockierte Luftströmung“?

Eine blockierte Wetterlage entsteht, wenn die normalerweise zonale (von West nach Ost gerichtete) Strömung des Jetstreams ins Stocken gerät oder sich stark windet – in sogenannten amplifizierten Wellen. Dabei kommt es zu einer festgefahrenen Wettersituation, die sich über viele Tage oder sogar Wochen kaum verändert.

Typische Beispiele:

  • Hitzewellen, die sich über Regionen „festsetzen“ (z. B. Mitteleuropa im Sommer 2018)
  • Dauerregen und Überschwemmungen durch stagnierende Tiefdruckgebiete (z. B. Ahrtal 2021)
  • Kälteeinbrüche, wenn arktische Luftmassen weit nach Süden vordringen (z. B. „Beast from the East“ in Großbritannien)

Zusammenhang mit dem Klimawandel

1. Abschwächung des Jetstreams

Der Jetstream entsteht durch den Temperaturunterschied zwischen Äquator und Polargebieten. Da sich die Arktis aufgrund der Arktischen Verstärkung (engl. Arctic Amplification) etwa viermal schneller erwärmt als andere Regionen, nimmt dieser Temperaturkontrast ab – und damit die Antriebskraft des Jetstreams.

Der Jetstream wird langsamer, instabiler und beginnt stärker zu mäandrieren.

2. Langsamere West-Ost-Verlagerung von Wetter

Ein geschwächter Jetstream kann Wettersysteme nicht mehr schnell genug transportieren. Dadurch kommt es häufiger zu persistenten Wetterlagen – etwa wochenlanger Trockenheit oder anhaltendem Starkregen.

3. Erhöhte Amplitude der Rossby-Wellen

Diese großskaligen Wellen im Jetstream werden durch den Klimawandel tiefer und langsamer. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich extreme Wetterlagen verstärken und länger andauern.


Wissenschaftliche Evidenz

  • Eine Studie von Michael E. Mann (Penn State University) und Kollegen (2018) zeigt, dass sich durch den Klimawandel wellenförmige Jetstream-Strukturen verstärken – was die Häufigkeit von blockierenden Wetterlagen erhöht.
  • Die World Meteorological Organization (WMO) zählt blockierte Wetterlagen zu den Hauptursachen für extreme Wetterereignisse weltweit.
  • Der Weltklimarat (IPCC) beschreibt in seinem Bericht (AR6, 2021), dass es „hohes Vertrauen“ gibt, dass klimabedingte Veränderungen atmosphärischer Zirkulationsmuster Extremwetter begünstigen.

Folgen für Mensch und Natur

  • Landwirtschaft: Ernteausfälle durch Trockenheit oder Überschwemmungen
  • Gesundheit: Hitzewellen fordern weltweit zehntausende Todesopfer
  • Infrastruktur: Hochwasser, Waldbrände, Dürren setzen Straßen, Energieversorgung und Städte unter Druck
  • Wirtschaft: Massive Schäden durch wetterbedingte Produktionsausfälle oder Lieferkettenunterbrechungen

Fazit

Der Klimawandel beeinflusst nicht nur Temperaturen, sondern verändert das Verhalten der Atmosphäre selbst. Die Zunahme blockierter Luftströmungen ist ein dramatisches Beispiel dafür, wie globale Erwärmung das Wetter extremer, unberechenbarer und gefährlicher macht. Was früher Ausnahme war, wird zur neuen Normalität – mit weitreichenden Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft.

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