Der Flammennebel – Die Flamme im Orion
Der Flammennebel, wissenschaftlich katalogisiert als NGC 2024, ist ein beeindruckender Emissionsnebel im Himmelsareal des Sternbilds Orion. Er liegt in unmittelbarer Nähe des berühmten Pferdekopfnebels (B 33) und des linken Gürtelsterns des Orion, Alnitak (ζ Orionis). Astronomisch gehört er zum riesigen Orion-Molekülwolkenkomplex, einem der aktivsten und der Erde nächstgelegenen Gebiete der Sternentstehung. Die Entfernung des Flammennebels zur Erde wird auf etwa 1.500 Lichtjahre geschätzt. Entdeckt wurde er bereits am 1. Januar 1786 von dem Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel.
Seinen Namen verdankt der Nebel seiner Erscheinung, die auf langen Belichtungsfotos an lodernde Flammen erinnert. Die gesamte Struktur wird von dunklen Staubstraßen durchzogen und strukturiert, die das Licht des Hintergrundgases absorbieren. Die leuchtend rötliche Farbe ist charakteristisch für Emissionsnebel und entsteht durch die sogenannte H-Alpha-Emission. Hierbei wird Wasserstoffgas in der Wolke durch energiereiche Strahlung ionisiert.
Die Hauptquelle für diese Ionisation ist der extrem helle und massereiche Stern Alnitak. Obwohl Alnitak selbst nur scheinbar neben dem Nebel liegt und tatsächlich näher zur Erde ist (≈800 Lichtjahre), ist seine intensive Ultraviolettstrahlung dominant. Diese UV-Strahlung schlägt Elektronen aus den Wasserstoffatomen im Nebel heraus. Das rötliche Leuchten entsteht, wenn diese Elektronen mit den ionisierten Wasserstoffkernen rekombinieren.
Im Herzen des Flammennebels verbirgt sich ein sehr junger Sternhaufen. Dieser Haufen ist im sichtbaren Licht von dicken Staubwolken verhüllt und nur schwer zu beobachten. Infrarotuntersuchungen mit Teleskopen wie dem VISTA-Teleskop und dem James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) enthüllen jedoch das Innere dieser Kokons. Das Alter der Sterne in diesem Haufen wird auf weniger als eine Million Jahre geschätzt, was sie zu „astronomischen Babys“ macht. Viele dieser jungen Sterne sind noch von Akkretionsscheiben umgeben, Material, aus dem sich möglicherweise Planeten bilden.
Wissenschaftlich dient der Flammennebel als wichtiges Labor zur Untersuchung der frühesten Stadien der Sternentstehung. Forscher konzentrieren sich besonders auf die Identifizierung von Braunen Zwergen und Objekten geringer Masse (LMOs) innerhalb des Nebels. Die dichten, dunklen Regionen in der Mitte des Nebels sind das Ergebnis einer Schockwelle, die durch die Geburt dieser massereichen Sterne ausgelöst wurde. Der Flammennebel ist somit ein dynamisches und visuell beeindruckendes Beispiel für die zyklischen Prozesse von Materie und Energie im interstellaren Raum.
Wichtige Details zum Flammennebel
Merkmal | Beschreibung |
---|---|
Bezeichnung | Flammennebel (NGC 2024) |
Objekttyp | Emissionsnebel |
Sternbild | Orion |
Rektaszension (RA) | 05h 41m 54s |
Deklination (Dec) | −01° 51′ 00″ |
Entfernung zur Erde | ca. 1.350 Lichtjahre |
Ausdehnung | etwa 12 Lichtjahre |
Entdeckt von | William Herschel (1786) |
Beobachtungszeit | Dezember bis März (beste Sichtbarkeit) |
Besonderheiten | Teil des Orion-Molekülwolkenkomplexes, stark von interstellarem Staub durchzogen, was ihm das charakteristische Flammenmuster verleiht. |
Beleuchtender Stern | Alnitak (ζ Orionis), der östlichste Stern des Orion-Gürtels |
Koordinaten-System | Äquatorial (J2000) |
Erkennungsmerkmal | Helle Gaswolken mit dunklen Staubbändern, die wie Flammen aussehen |
Temperatur des Gases | etwa 10.000 Kelvin |